Drissa
Das ist Drissa. Er ist 9 Jahre alt und geht in die 2. Klasse einer öffentlichen Schule in Bamako. Er hat 3 Geschwister und ist der zweitgeborene. Er ist sehr aufgeweckt und in der Schule als Witzbold und Schelm bekannt.
Wenn er mittags von der Schule nach Hause kommt, hilft er seinem Vater Autos und Motorräder zu reparieren. Wenn er groß ist, möchte er auch Mechaniker sein. Seine Lehrerin erklärt mir, dass er demnächst, sobald er selbstständig Motorräder reparieren kann, nicht mehr zur Schule kommen wird. Stattdessen wird er seinem Vater den ganzen Tag über helfen. Obwohl es in Mali die Schulpflicht gibt, ist das für einige Kinder immer noch die bittere Realität.
Drissa scheint das aber erstmal nichts auszumachen. Er erklärt mir stolz, was er schon alles kann und, dass er das Motorrad der Lehrerin wieder zum laufen gebracht hat, als es nicht anging.
Wie kann man es Eltern verübeln ihren Kindern schnellstmöglich eine Fertigkeit beibringen zu wollen, um das dringend benötigte Geld für den Lebensunterhalt verdienen zu können? Wie sollen Eltern an eine langfristige Schullaufbahn ihrer Kinder denken, wenn sie selber keine gute Schulausbildung genossen haben? Es ist leicht Missstände zu erkennen und diese zu verurteilen. Es gehört aber auch ein Einblick in die Lebenssituation des Einzelnen, um richtig verstehen und helfen zu können. Diese Balance zwischen "Missstände sehen und verändern wollen" und "die Lebensrealität erkennen und verstehen lernen" hoffe ich zu finden, um einen wirksamen und langanhaltenden Beitrag leisten zu können.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen